Beziehungsende: Wie überstehen Eltern und Kinder das?

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Eine Trennung mit Kindern stellt Eltern vor die herausfordernde Frage: Werden die Kleinen davon Schaden nehmen? Nein, nicht zwangsläufig! Wir haben für euch zusammengestellt, worauf es bei einer Trennung als Eltern ankommt und was es Rechtliches zu beachten gibt.

Die Liebe ist weg, die Partnerschaft zerrüttet – eine Trennung bleibt als letzte Option unvermeidlich. Aber was, wenn gemeinsame Kinder involviert sind und sich nicht nur zwei Erwachsene, sondern auch zwei Eltern trennen? Diese Situation ist mit vielen Fragen und Unsicherheiten verbunden: Wie verkraften die Kleinen die Trennung? Wo sollen sie in Zukunft leben und was ist bezüglich Unterhalts, Aufenthaltsbestimmungsrechts oder Sorgerecht zu beachten? Wir haben alle wichtigen Informationen rund um das Thema Trennung mit Kindern für euch gesammelt. Außerdem: Experte Remo Largo erklärt im ELTERN-Interview, wie ihr die Situation als Familie bestmöglich meistern könnt.

Wie reagieren Kinder auf eine Trennung?

Die größte Sorge vieler Eltern bei einer Trennung mit Kindern ist sicherlich, dass ihr Nachwuchs durch die Situation Schaden nehmen könnte. Die Annahme, dass Trennungs- oder Scheidungskinder zu beziehungsgestörten Erwachsenen würden und ihr ganzes Leben mit Problemen zu kämpfen hätten, hält sich hartnäckig. Aber so viel vorweg: das ist absolut nicht so! Veränderungen und Auffälligkeiten im Verhalten sind gesunde, normale Reaktionen auf eine Trennungssituation und keine Störungen. Und in den meisten Fällen verschwinden diese bis zum zweiten Jahr nach der Trennung auch wieder.

Wie genau euer Nachwuchs auf die Trennung reagieren wird, lässt sich natürlich nicht vorhersagen. Jedes Kind geht anders mit dieser Situation um. Aber es gibt alterstypische Reaktionen auf eine Trennung:

  • Kleinkinder: Angstzustände und Schlafstörungen, Aggressionen, Entwicklungsrückschritte wie plötzliches Einnässen.
  • Kindergartenkinder: Verlustangst, Schuldgefühle, Verlangen nach abwesendem Elternteil.
  • Schulkinder: Trauer, Hilflosigkeit, Zorn, eventuell auch Scham. Möglicherweise schlechtere Schulleistungen und Verhaltensauffälligkeiten.
  • Jugendliche: Verständnis für die Situation und Konstruktivität, aber auch überraschend heftige Gefühlsausbrüche.

Insgesamt lässt sich beobachten, dass Jungen deutlichere Veränderungen im Verhalten zeigen als Mädchen. Eine Tochter reagiert häufig angepasster – und so wird mitunter übersehen, dass sie genauso unter der Trennung leidet wie der zu Wutanfällen neigende Sohn. Ältere Kinder übernehmen zudem häufig Verantwortung, für die sie eigentlich noch zu jung sind: Sie kümmern sich um die jüngeren Geschwister und die Eltern oder übernehmen Aufgaben im Haushalt. Bei Teenagern kann eine Trennung der Eltern zudem zu einer sehr abrupten und konfliktreichen Lossagung von der Familie führen.

Wenn eure Kinder diese oder andere Verhaltensänderungen nach eurer Trennung zeigen, ist das kein Grund direkt in Panik zu verfallen oder in Schuldgefühlen zu versinken. Wutanfälle, Verweigerung der Hausaufgaben – diese Reaktionen helfen euren Kindern dabei, mit der Situation umzugehen und diese zu verarbeiten und sind normal! Solltet ihr euch dennoch Sorgen machen oder das Gefühl haben, dass eure Kinder professionelle Unterstützung brauchen, scheut euch nicht, Hilfe von Familienberatungsstellen in Anspruch zu nehmen.

Sollte man wegen der Kinder zusammenbleiben?

Der Kinder wegen zusammenbleiben, auch wenn die Beziehung längst gescheitert ist? Keine gute Idee! Auch Mütter und Väter haben das Recht, ein erfülltes Leben zu führen – aus Pflichtgefühl gegenüber den Kindern muss niemand in einer unglücklichen Beziehung bleiben. Und auch wenn eine Trennung der Eltern für Kinder oftmals schmerzhaft ist: Ein Familienleben mit ständigem Streit ohne ernsthafte Versöhnung belastet die Kleinen sehr. Da ist die Trennung dann auch für Kinder die bessere Lösung.

Was können Eltern tun, um ihren Kindern die Trennung zu erleichtern?

Dass ein Beziehungsende zunächst mit negativen Gefühlen aufseiten von Kindern und Eltern einhergeht, lässt sich in den wenigsten Fällen vermeiden. Aber eine Scheidung oder Trennung muss nicht zu unglücklichen Kindern führen. Wie eure Kleinen langfristig gut mit der Situation umgehen können, hängt dabei von den Bedingungen ab, die ihr schafft. Und wie das bestmöglich geht, haben wir euch hier zusammengefasst:

  • Die Situation klären: Handelt es sich bei dem Wunsch nach einer Trennung möglicherweise um eine Impulshandlung und wollt ihr der Beziehung vielleicht doch noch eine Chance geben? Diese Fragen klärt ihr am besten, bevor ihr mit euren Kindern über eine Trennung sprecht.Überlegt euch gemeinsam, was ihr wollt – und kommt dann zu einer finalen Entscheidung.
  • Die Trennung gemeinsam verkünden: Ist die Trennung beschlossene Sache, besprecht die neue Situation gemeinsam mit euren Kindern – und vermittelt vor allem, dass ihr euch ganz sicher seid, richtig zu handeln. Auch wenn eure Gefühle vielleicht Achterbahn fahren: Es ist wichtig, dass eure Kinder nun eure volle Aufmerksamkeit und Zuwendung bekommen und dass ihr ihnen Sicherheit vermittelt.
  • Kindliche Ängste abfangen: Eine Trennung der Eltern löst in vielen Kindern Angst vor dem Verlassenwerden aus. Nehmt euren Kindern diese Sorgen – am besten, indem ihr beide weiterhin unverändert als Mutter und Vater für eure Kinder da seid! Hier zählen Taten mehr als Worte: das ständige Absagen von Verabredungen oder tagelange Funkstille sind hier nicht förderlich!
  • Trennungsgründe ehrlich ansprechen: “Bin ich schuld an der Trennung von Mama und Papa?” Solche Gedanken kommen vielen Kindern – gerade jüngeren – nach einer Trennung ihrer Eltern. Dem könnt ihr entgegenwirken, indem ihr die Gründe für eure Entscheidung sachlich erklärt – am besten ohne Schuldzuweisungen an den anderen Elternteil. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die die Gründe für die Trennung kennen, diese besser verarbeiten können.
  • Den Kindern Mitspracherecht einräumen: Auch wenn ihr die Richtung vorgeben könnt, dürfen eure Kinder eigene Bedürfnisse äußern. Stellt ihnen dabei am besten klar formulierte Alternativen vor: lieber nur am Wochenende zu Mama/Papa oder wochenweise? Die Möglichkeit über die neue Lebensform mitbestimmen zu können, hilft den Kleinen die Situation anzunehmen. Und auch wenn es hart ist: Möchten die Kinder einen Elternteil zunächst gar nicht sehen, übt ihr euch hier am besten erst mal in Geduld.
  • Erklären, wie es weitergeht: Seid konkret in den Dingen, die in Zukunft auf eure Kinder zukommen werden. Steht ein Umzug an? Plant ihr ein Wechsel- oder ein Residenzmodell? Steht ein Schulwechsel an? All diese Fragen müssen geklärt werden. Hebt aber auch hervor, was für eure Kinder so bleibt wie bisher.
  • Zeit einplanen: Hals über Kopf die Koffer packen und ausziehen? Manchmal muss das sein – zum Beispiel, wenn Gewalt im Spiel ist. Doch bei einer Trennung unter “normalen” Bedingungen hilft es euren Kindern, wenn ihr es etwas langsamer angehen lasst. Gebt den Kleinen Zeit, sich auf die kommenden Veränderungen einzustellen und überrumpelt sie möglichst nicht.
  • Bitte keine Schuldzuweisungen: Den Ex-Partner oder die Ex-Partnerin vor den Kindern schlechtmachen ist tabu – auch wenn es wahnsinnig schwerfällt! Ihr belastet eure Kinder damit und verursacht möglicherweise einen Loyalitätskonflikt – sie stehen sprichwörtlich zwischen den Stühlen. Auch Wutanfälle in Gegenwart von Sohn oder Tochter vermeidet ihr besser. Versucht stattdessen, einen respektvollen Umgang miteinander aufrecht zu erhalten.
  • Bleibt Ansprechpartnerin und -partner für eure Kinder: Haltet den Kontakt aufrecht, auch wenn ihr nun zeitweise – oder auch dauerhaft – räumlich getrennt von euren Kindern seid. Bietet ihnen Gesprächsmöglichkeiten an, aber bedrängt sie nicht. Stellen eure Kinder immer wieder Fragen zur Trennung, beantwortet diese – auch, wenn ihr selbst mit dem Thema vielleicht abschließen wollt. So helft ihr ihnen dabei, die Sache zu verarbeiten.
  • Ablenkungen bieten: Liebeskummer ist hart, keine Frage. Aber mit Kindern ist es besonders wichtig, auch für schöne Momente im Alltag zu sorgen. Das kann schwerfallen, aber es lohnt sich. Wenn ihr aktuell keine Kapazitäten dafür habt, bittet Freunde und Familie um Hilfe. Sie können euch Freiräume schaffen, um über das Beziehungsende zu trauern und neue Energie zu tanken.
  • Hilfe suchen: Wenn ihr merkt, dass ihr oder eure Kinder überhaupt nicht mit der Trennungssituation zurechtkommen, sucht euch schnellstmöglich professionelle Hilfe. Das kann als erster Anlaufpunkt eine Beratungsstelle sein, langfristig ist aber auch eine Therapie ein hilfreiches Werkzeug zur Verarbeitung.

Das Ziel: Die Erziehungspartnerschaft

Alle diese Punkte sind wichtig, um euren Kindern bei der Trennungsverarbeitung zu helfen. Was jedoch über allem steht: Auch als getrenntes Paar weiterhin als Eltern zusammenzuarbeiten. Euer oberstes Ziel sollte es sein, trotz aller persönlichen Zerwürfnisse weiterhin gleichermaßen für eure Kinder da zu sein und kooperativ zusammenzuarbeiten. Nach einer frischen Trennung erscheint das vielen Eltern – verständlicherweise – unmöglich. Aber macht euch klar, dass Wut und Trauer auch wieder nachlassen und es für eure Kinder in vielen Fällen das Beste ist, wenn die Erziehungspartnerschaft zwischen ihren Eltern weiterhin funktioniert. Vermeidet Loyalitätskonflikte, indem ihr den oder die Ex vor den Kindern schlecht macht – die Erwachsenenprobleme tragt ihr besser nicht vor euren Kindern aus.

Hinweis: Wenn ihr euch aufgrund von häuslicher Gewalt oder Missbrauch trennen wollt, gelten selbstverständlich andere Regeln. Sucht euch in diesem Fall so früh wie möglich Unterstützung, zum Beispiel beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen.

Welche Familienmodelle nach einer Trennung gibt es?

Nach einer Trennung mit Kindern ist es noch immer die Regel, dass die Kleinen hauptsächlich bei einem Elternteil – in überwiegender Mehrzahl der Mutter – leben. Dieses Familienmodell nennt sich Residenzmodell: Die Kinder haben einen Hauptwohnort und Lebensmittelpunkt (Residenz). Mit dem anderen Elternteil werden dann in der Regel feste Besuchs- und Betreuungszeiten vereinbart. Das kann individuell gelöst werden – oder bei Uneinigkeit der Eltern – auch vom Familiengericht festgelegt werden. Leben die Kinder überwiegend oder ausschließlich bei einem Elternteil, ist der andere Elternteil unterhaltspflichtig.

Alternativ zum Residenzmodell gibt es noch das Wechselmodell (auch Pendelmodell oder Doppelresidenzmodell genannt). Hier wohnen die Kinder zu gleichen Teilen bei beiden Eltern – wochen-, tages- oder monatsweise. Ein echtes Wechselmodell liegt nur dann vor, wenn die Betreuung wirklich 50 zu 50 Prozent aufgeteilt wird – andernfalls entstehen Unterhaltsverpflichtungen.

Eine weitere Option ist das eher selten praktizierte Nestmodell: Hier bleiben die Kinder in der ehemaligen Familienwohnung – ihrem Nest – wohnen, während die Elternteile sich eigene Unterkünfte suchen und nun abwechselnd in die alte Wohnung zurückkehren. Dieses Modell ist mit hohen Kosten für die Unterhaltung der verschiedenen Wohnungen verbunden und daher für viele nicht umsetzbar.

Und was ist nun am besten? Das lässt sich pauschal nicht sagen – jede Familie muss ihre eigene Lösung finden. Alle Modelle haben Vor- und Nachteile – es lohnt sich, eine Beratungsstelle aufzusuchen, sich möglicherweise mit Freunden und Bekannten in ähnlichen Situationen auszutauschen und Fehlentscheidungen vielleicht auch wieder zu korrigieren. Wichtig ist: Überlegt euch, was das Beste für eure Kinder ist, und bezieht sie – soweit es geht – mit in die Entscheidung ein. Achtet darauf, dass eure Lösung euren Kindern Sicherheit, Geborgenheit und eine Alltagsroutine ermöglicht.

Was gibt es bei Sorgerecht, Unterhalt und Co. zu beachten?

Nach einer Trennung gilt es nicht nur die Gefühlswelt und den Alltag neu zu sortieren, sondern auch rechtliche Fragen zu beachten: Sorgerecht, Aufenthaltsbestimmungsrecht, Umgangsrecht; Unterhalt – da kann man schon mal den Überblick verlieren. Wir erklären euch die wichtigsten Begriffe und zeigen, worauf es als unverheiratetes (Ex)-Paar bei einer Trennung mit Kindern zu achten gilt.

Sorgerecht:

Das Sorgerecht umfasst neben den allgemeinen Rechten und Pflichten zur Sorge um das Kind auch das Aufenthaltsbestimmungsrecht und das Umgangsbestimmungsrecht. Das heißt: Wer das Sorgerecht hat, kann auch darüber bestimmen, wo sich das Kind aufhalten soll und mit wem es Kontakt haben darf.

Wenn ihr verheiratet seid oder als unverheiratetes Elternpaar eine Sorgeerklärung unterschrieben habt, bleibt das gemeinsame Sorgerecht auch nach einer Trennung bestehen. Das bedeutet: Ihr müsst auch als getrennte Eltern zukünftig in allen wichtigen Belangen des Kindes gemeinsam entscheiden. Einschränkung: Entscheidungen des täglichen Alltags trifft derjenige Elternteil, bei dem das Kind überwiegend lebt. Seid ihr unverheiratet und habt keine Sorgeerklärung für das gemeinsame Sorgerecht unterzeichnet, bleibt dieses nach einer Trennung bei der Mutter.

Kommt es durch das geteilte Sorgerecht häufig zu Konflikten und kann es im Sinne des Kindeswohls sein, das Sorgerecht nur auf einen Elternteil zu übertragen, kann dies vor dem Familiengericht beantragt und verhandelt werden. In jedem Fall ist es ratsam, sich in Sorgerechtsfragen nach einer Trennung beim zuständigen Jugendamt, freien Trägern der Jugendhilfe oder gemeinnützigen Familienberatungsstellen beraten zu lassen – das geht kostenlos und steht euch im Falle einer Trennung rechtlich zu.

Umgangsrecht:

Neben dem Umgangsbestimmungsrecht, das an das Sorgerecht gekoppelt ist, gibt es noch das grundrechtlich geschützte Umgangsrecht. Hiernach haben auch Elternteile, die nicht das Sorgerecht haben, das Recht, ihre Kinder zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren. Das Umgangsrecht schränkt hier also das Umgangsbestimmungsrecht des sorgehabenden Elternteils ein. Ausnahme: In Fällen von häuslicher Gewalt oder Kindeswohlgefährdung gilt dieses Recht nicht uneingeschränkt. Ebenso haben aber auch Kinder das Recht auf Umgang mit beiden Elternteilen. So kann ein Gericht (Familiengericht) Eltern auch zum Kontakt zwingen, wenn dies im Sinne des Kindeswohls wäre.

Unterhalt:

Leben die gemeinsamen Kinder nach einer Trennung überwiegend bei einem Elternteil (Residenzmodell), ist der andere Elternteil zur Zahlung von Kindesunterhalt verpflichtet. Die Höhe richtet sich dabei nach dem Einkommen des Unterhaltspflichtigen und dem Unterhaltsanspruch des Kindes (Düsseldorfer Tabelle). Betreuen beide Elternteile die Kinder gleichwertig im sogenannten Wechselmodell, sind beide unterhaltspflichtig. Da die Berechnung recht kompliziert ist und es dabei aktuell noch rechtliche Unsicherheiten gibt, ist hier der Rat eines Anwalts oder einer Anwältin für Familien- und Unterhaltsrecht zu empfehlen.

Neben dem Kindesunterhalt gibt es zudem noch den Trennungsunterhalt und den nachehelichen Unterhalt. Trennungsunterhalt wird von der Trennung bis zur Scheidung; nachehelicher Unterhalt nach dem Scheidungsurteil gezahlt. Bei unverheirateten Paaren besteht nur dann Anspruch auf Trennungsunterhalt, wenn ein Elternteil aufgrund der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren nicht oder nur in Teilzeit arbeiten kann.

Lese-Tipp: Wer wie viel an wen zahlen muss, könnt ihr in unserem Artikel zum Unterhalt 2023 nachlesen. Außerdem: Hier erfahrt ihr, worauf es bei einer Trennung als unverheiratetes Paar zu achten gilt. 

Wer muss bei einer Trennung mit Kindern ausziehen?

Wollen beide Elternteile nach der Trennung in der ehemals gemeinsamen Wohnung bleiben, kommt es häufig zu Streit. Wer bleiben darf, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Bei unverheirateten Paaren: Handelt es sich um ein gemietetes Objekt, darf der- oder diejenige Person, die den Mietvertrag unterschrieben hat, in der Wohnung bleiben. Bei Eigentum hat die Person, die im Grundbuch steht, das Wohnrecht. Handelt es sich um gemeinsames Eigentum, muss die ausziehende Person in der Regel finanziell entschädigt werden.
  • Vor einer Scheidung (Trennungsjahr): Hier ist es etwas komplizierter, denn im Trennungsjahr gilt: Jeder Ehepartner hat das Recht, in der Ehewohnung zu bleiben. Unabhängig davon, wer Mieter oder Eigentümer ist. Könnt ihr euch nicht einigen, wer auszieht, kann auf Antrag ein Gericht (Familiengericht) entscheiden, wem die Unterkunft für die Zeit des Trennungsjahres zusteht. In der Regel ist das diejenige Person, die hauptsächlich die Kinderbetreuung übernimmt.
  • Nach einer Scheidung: Ist das Scheidungsurteil rechtskräftig, können sich die Wohnansprüche ändern. Der oder die Eigentümer:in hat nun das alleinige Wohnrecht. Gehört die Unterkunft beiden, haben beide Anrecht – was häufig zu Konflikten führt. Zur Schlichtung gibt es verschiedenen Optionen: etwa den Verkauf des Eigentums oder eine Übertragung von Anteilen. Hier ist die Beratung eines Anwalts oder einer Anwältin hilfreich.

Wo finden Eltern bei einer Trennung Unterstützung?

Eine Trennung zerrt an den Nerven – da ist es absolut verständlich, wenn einem die Dinge über den Kopf wachsen. Scheut euch daher nicht, Hilfe und Beratung in Anspruch zu nehmen! Als Eltern habt ihr Anrecht auf kostenfreie Unterstützung und umfangreiche, unbürokratische Hilfe bei Jugendämtern oder freien Trägern. Hier findet ihr deutschlandweite Ansprechpartner:innen für Familienberatung, Erziehungsberatung oder auch Eheberatung:

Interview mit Remo Largo: Was brauchen Scheidungs- und Trennungskinder zum Glücklichsein?

Die düsteren Szenarien, nach denen Scheidungs- und Trennungskinder die großen Verlierer gescheiterter Beziehungen sind, gelten heute als längst nicht mehr zeitgemäß. Was eine Trennung für Kinder bedeutet und wie Familien diese Krise am besten bewältigen können, darüber sprach ELTERN mit dem mittlerweile verstorbenen Züricher Professor Remo Largo. Er hat zahlreiche Familien- und Erziehungsratgeber verfasst – unter anderem auch das Buch “Glückliche Scheidungskinder” – und seine Expertise hat auch posthum nichts von ihrer Gültigkeit verloren.

ELTERN: Für Kinder ist die Trennung von Mama und Papa eine Katastrophe. Warum?Remo Largo: Ein Kind erlebt sich und seine Eltern als eine Einheit, die drei gehören ganz einfach zusammen. Es ist unvorstellbar, dass Mama irgendwann mal ohne den Papa war, vielleicht einen anderen Partner hatte oder in einer anderen Stadt lebte. Das ist nicht Teil der kindlichen Logik, und deshalb kann man es ihm auch nicht verständlich machen.

Heißt das, alle Erklärungsversuche der Eltern, warum sie sich nicht mehr verstehen und warum sie sich trennen wollen, kommen beim Kind nicht an?
Zumindest nicht so, wie wir uns das vorstellen. Sagt man zum Beispiel, dass Mama und Papa sich nicht mehr verstehen, nur noch streiten und deshalb auseinandergehen wollen, denkt ein Kind: “Aber ich streite mich doch auch mit meinem kleinen Bruder – und wir bleiben trotzdem zusammen.”

Was sagt man also einem Vierjährigen, dessen Eltern sich trennen wollen?
Erklären, weshalb Mama und Papa auseinandergehen, kann man nicht. Aber es ist sehr wichtig, gemeinsam mit dem Kind zu reden, ihm zu sagen, wie alles weitergehen wird, und vor allem: seine Fragen kindgerecht zu beantworten. Danach zählt nur noch, was das Kind erlebt. Es kann mit dem Versprechen „Papa kommt dich jedes Wochenende besuchen“ wenig anfangen. Es hat von diesen zeitlichen Dimensionen keine Vorstellung. Es muss ganz einfach die Erfahrung machen, dass Papa regelmäßig kommt, anruft, da ist. Es muss konkret erleben: „Für mich ändert sich nichts, auch wenn Mama und Papa nicht mehr zusammen sind.“ Wenn die Beziehungen erhalten bleiben, verliert die Trennung ihren Schrecken.

Mal ehrlich, wie viele Paare schaffen das? Eine Trennung ist verbunden mit Trauer, Wut und Enttäuschung. Da kann man doch nicht einfach sagen: “Okay, als Paar sind wir zwar getrennt, aber als Eltern bleibt alles beim Alten.”
Doch, das kann man. Ich würde sagen, etwa einem Drittel der Eltern gelingt das auch. Und ein weiteres Drittel könnte es schaffen, wenn sie die nötige Unterstützung durch Therapeut:innen oder Mediator:innen bekämen. Ich sage nicht, dass das leicht ist. Im Gegenteil: Es ist ein hartes Stück Arbeit. Aber es ist möglich.

Kein Verständnis also für Mütter, die ihre Ex-Männer am liebsten zum Teufel jagen würden? Oder für Väter, die sich vor lauter Frust erst mal zurückziehen?
Ich habe Verständnis für die Eltern, die spontan so einen Impuls haben – das ist menschlich. Aber nicht für die, die das dann auch durchziehen. Wer Kinder in die Welt setzt, hat die Verantwortung, dass es ihnen gut geht. Und, dass es ihnen nach einer Scheidung nicht schlechter geht als vorher! Die Voraussetzung dafür ist, dass sich Mutter und Vater während und nach der Trennung zusammenreißen; und nicht in erster Linie sich und ihr Leid sehen, sondern das Wohlbefinden ihrer Kinder.

Das klingt hart.
Es ist hart. Aber man kann es auch positiv sehen. Verantwortung zu übernehmen und nicht in Leid und Trauer zu versinken, gibt auch den Erwachsenen Halt und Sicherheit. Das Leben bleibt sinnvoll, wenn man sich klarmacht, dass es einen oder zwei kleine Menschen gibt, um die man sich jetzt mehr denn je kümmern muss.

Aber landen wir dann nicht ganz schnell bei jenen Alleinerziehenden, die in ihren Kindern ihren einzigen Lebenssinn sehen, eventuell sogar einen Partnerersatz? Das ist doch eher eine Bürde als eine Hilfe für die Kinder.
Verantwortung heißt auch, seine Kinder nicht für sein eigenes Seelenheil zu missbrauchen. Die Versuchung ist groß, fehlende Liebe und Anerkennung bei seinen Kindern zu suchen oder Ärger und Frust über den Ex-Partner bei ihnen abzuladen. Aber dazu sind Kinder nicht da, das ist eine Form von emotionalem Missbrauch! Deshalb sollte man sich so schnell wie möglich Hilfe holen, wenn man merkt, dass man mit der Trennung nicht klarkommt. Für eine gelungene Trennung ist es immens wichtig, die schlimmen Erlebnisse, seine Trauer und sein Scheitern zu verarbeiten. Oft ist das nur mithilfe von Therapeut:innen möglich. Manchmal können auch gute Freunde und Freundinnen helfen. Wichtig ist, dass man sich nicht zurückzieht und versucht, alles nur mit sich und den Kindern auszumachen. Je offener man mit der Trennung umgeht und je größer der Wille zu einem Neuanfang ist, desto besser.

Aber vielen Eltern, gerade Müttern, fällt es schwer, selbstbewusst mit dieser Situation umzugehen. Alleinerziehende werden doch immer noch etwas mitleidig angeguckt … Alleinerziehend zu sein, ist sicher nicht leicht. Wenn seelische Tiefs und finanzielle Probleme dazukommen, stoßen viele an die Grenze ihrer Belastungsfähigkeit. Dennoch glaube ich, dass man heute erhobenen Hauptes sagen kann: Ich bin alleinerziehend. Die Zeiten, in denen man eine Scheidung als Schande empfinden musste, sind vorbei. Fast jede zweite Ehe scheitert heute. Es ist normal geworden, sich zu trennen, wenn das Zusammenleben nicht mehr funktioniert. Und, ehrlich gesagt, finde ich das auch gut so! Es ist besser, als eine Fassade aufrechtzuerhalten, hinter der die Kinder leiden. Sie können sich vom Streit der Eltern nicht distanzieren. Bei jeder Auseinandersetzung glauben sie, sie seien schuld. Alle negativen Gefühle, die zwischen den Eltern hin- und hergehen, übertragen sich eins zu eins aufs Kind. Man überlege sich doch nur mal, wie es einem selber geht, wenn man zwischen zwei streitenden Freunden steht – selbst als Erwachsenem gelingt es einem kaum, sich der schlechten Stimmung zu entziehen. Kinder erleben so etwas um ein Vielfaches extremer! Es heißt doch immer, Kinder brauchen gute Vorbilder. Aber sind Eltern, bei denen die Teller an die Wand fliegen, einer ständig weint und der andere fremdgeht, gute Vorbilder? Ich glaube nicht.

Dann ist es also besser, sich zu trennen?
Auf jeden Fall. Damit meine ich nicht, dass man eine Beziehung aus einer Laune heraus leichtfertig beenden sollte. Vielleicht sind wir heute manchmal etwas zu schnell dabei. Sobald eine Beziehung nicht mehr ganz rund läuft, der oder die Partner:in nicht mehr alle Bedürfnisse hundertprozentig befriedigt, setzen wir einen Schlussstrich. Manchmal wünsche ich mir für Familien etwas mehr Ausdauer.

Wann ist es Zeit, sich zu trennen?
Diese Frage kann nur jedes Paar für sich selbst beantworten. Mir geht es nur darum, die Trennung nicht pauschal zu verteufeln. Kinder leiden auch in einer vollständigen, aber beziehungsgestörten Familie. Wir müssen akzeptieren, dass sich die Zeiten geändert haben. Menschen gehen ein Stück ihres Lebens gemeinsam, und sie trennen sich wieder. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, den Eltern zu erklären, dass eine Trennung nicht das Ende des Familienglücks bedeuten muss. Wir müssen ihnen Mut machen und kein schlechtes Gewissen! Ich behaupte: Viele Familien funktionieren sogar besser, wenn der tägliche Kleinkrieg unter den Eltern endlich wegfällt. Wem es gelingt, einen Haken hinter seine Beziehung zu machen und sich gleichzeitig vorzunehmen, als Eltern weiterhin zusammenzuarbeiten, der hat gute Chancen, eine „glückliche Scheidungsfamilie“ zu werden. Und dann sind Eltern auch wieder gute Vorbilder: Sie leben ihren Kindern vor, dass eine Trennung nicht das Ende einer Familie bedeutet, sondern der Beginn einer guten neuen Lebensform sein kann.

Ganz konkret: Wie muss eine Trennung ablaufen, damit das funktioniert?
So schwer es sein mag: Eltern sollten sich nicht im Affekt trennen. Häufig ist es so, dass es einen großen Krach gibt und ein Ehepartner holterdiepolter auszieht. Dann gerät man in ein großes Chaos, aus dem man so schnell nicht wieder herausfindet. Eine Trennung sollte gut vorbereitet sein. Drei Dinge sind dabei zu beachten. Erstens: Wie schaffen wir es, dass die Betreuung der Kinder möglichst stabil bleibt? Ein Vater, der seine Kinder früher zwei- bis dreimal pro Woche zu Bett gebracht hat, sollte das auch nach der Trennung tun – ob das nun in seiner eigenen neuen Wohnung stattfindet oder im alten Heim, ist egal. Die Krippe oder der Kindergarten sollte möglichst der alte bleiben, auch die Betreuungszeiten. In der Betreuung mithelfen sollten nur dem Kind vertraute Personen, etwa die Großeltern. Zweitens: Wie schaffen wir es, dass die Beziehung des Kindes zu Mama und Papa die gleiche bleibt wie vorher? Ziel sollte es sein, dass sich fürs Kind trotz Scheidung nichts ändert. Eine Trennung löst im Kind die größte Angst aus, die man sich vorstellen kann. Die Angst nämlich, verlassen zu werden: Wenn Papa geht, dann kann es doch sein, dass Mama auch noch geht, oder? Nur die Erfahrung, dass die beiden genauso viel Nähe und Liebe geben wie vorher, kann diese Angst abbauen. Drittens: Wie schaffen wir es, getrennt zu leben, aber trotzdem weiterhin gemeinsam zu erziehen? Das kann nur gelingen, wenn man sich vornimmt, ab jetzt eine Art Arbeitsgemeinschaft zu bilden, in der man sich regelmäßig austauscht und Absprachen trifft. Es muss gelingen, die gescheiterte Partnerschaft von der Elternschaft zu trennen und in allen Punkten, die die Kinder betreffen, an einem Strang zu ziehen. Auf Spielchen la „Mama hat aber erlaubt …“ oder „Papa hat aber gesagt …“ darf man sich gar nicht erst einlassen. Man muss offen miteinander reden und ein gemeinsames Erziehungskonzept haben. Noch mal: Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das ist. Aber die erste Hürde ist geschafft, wenn man sich fest vornimmt, diese Aufgabe zu meistern. Und ich bin überzeugt: Dann ist die Trennung keine Katastrophe fürs Kind.

Trotzdem hört man immer wieder, dass Trennungs- und Scheidungskinder die großen Verlierer sind: Sie werden wieder zu Bettnässern, sind schlecht in der Schule, haben später selbst Schwierigkeiten, Beziehungen zu führen. Stimmt das alles nicht?
Es gibt viele solcher Untersuchungen. Es gibt aber auch viele andere, die zeigen, dass Kinder genauso leiden und auffällig werden, wenn sie in vollständigen, aber schwer beziehungsgestörten Familien aufwachsen müssen. Ich bin mir sicher: Kinder leiden nicht unter der Scheidung ihrer Eltern, sondern unter schlechten Beziehungen. Und die kann es mit oder ohne Trennung geben.

Quellen:

  • Interview mit Remo Largo
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Was regelt das Umgangsrecht?, zuletzt aufgerufen am 13.03.2023.
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Kindschaftsrecht, zuletzt aufgerufen am 13.03.2023.
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Eltern bleiben Eltern, zuletzt aufgerufen am 13.03.2023.

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