Montessori Küche: So fördert ihr die Eigenständigkeit eures Kindes

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Wir zeigen euch, wie ihr eure Küche mit einfachen Montessori-Prinzipien zu einem Ort der Eigenständigkeit und Selbstwirksamkeit machen könnt.  

Keine Spielküche der Welt kann mit einer echten Küche mithalten. Glänzendes Besteck, klappernde Töpfe, echte Leckereien, Wasser und spannende Küchengeräte – wie kann ein Kind sich da nicht wünschen, alles zu beobachten, selbst auszuprobieren und “allein zu machen”? 

In der Montessori-Pädagogik ist genau das zentral: “Allein machen.” So ist einer der wichtigsten Montessori-Grundsätze: “Hilf mir, es selbst zu tun.” Die Küche ist ein idealer Ort, dieses Prinzip mit Leben zu füllen.

Was bedeutet Montessori in der Küche?

Montessori-Prinzipien in der Küche umzusetzen bedeutet nicht nur, euer Kind bei alltäglichen Aufgaben einzubeziehen. Es geht darum, das Kind zu fördern und zu ermutigen, selbstbestimmt in der Küche tätig sein zu können und nach und nach unabhängig zu werden

Das fängt bei kleinen Dingen an: “Ich habe Durst und kann mir selbst ein Glas Wasser einschenken, ohne jemanden fragen zu müssen.” Und es hört beim Müsli mixen, Obst schneiden oder Salat zupfen und anschließend den Arbeitsplatz sauber machen nicht auf. 

Mit kleinen Kniffen passt ihr eure Küche so an euer Kind an, dass es auf eigene Bereiche und Utensilien frei zugreifen kann und sich ermutigt fühlt, sie selbstbestimmt zu nutzen. Dabei ist das Kind frei, zu entscheiden, was es wie lang machen möchte und kann mit jeder Aktivität wachsen. 

Montessori steht für eine Haltung

Viel mehr als Lernmaterial, Einrichtung, Utensilien oder Spielzeug steht Montessori für eine Haltung: 

  • Auf Augenhöhe mit dem Kind sein
  • Vertrauen in seine (Lern-)Fähigkeiten haben
  • Zeit und Raum für Lernprozesse schaffen
  • Weniger eingreifen, mehr beobachten
  • Toleranz für Fehler haben
  • Hilfestellung bieten, wenn gewünscht oder notwendig
  • Dem Kind viel zutrauen
  • Freude an seiner wachsenden Unabhängigkeit zeigen

Wenn ihr mehr über die Montessori-Haltung wissen möchtet, ohne lange Ratgeber zu lesen, haben wir hier einen Überblick für euch: 7 Montessori-Sätze, die dein Kind stark machen

Warum Montessori in der Küche?

Montessori-Prinzipien in der Küche zu Hause einfließen zu lassen, wirkt in vieler Hinsicht positiv:

  • Praktische Kompetenzen für den Alltag: Schneiden, rühren, gießen, Brot schmieren und Teller abspülen, trainieren die Feinmotorik eures Kindes und sind wichtige alltagspraktische Fähigkeiten. Damit legt ihr eine gute Grundlage dafür, dass euer Kind selbstverständlich Aufgaben im Haushalt übernehmen kann.
  • Unabhängigkeit schafft Zufriedenheit: Menschen haben ein natürliches Bedürfnis nach Autonomie. Schafft ihr Voraussetzungen dafür, dass euer Kind in einem altersgerechten Rahmen selbstständig in der Küche agieren, eigene Bedürfnisse befriedigen und teilhaben kann, erlebt es sich als kompetentes Wesen. Das macht zufrieden.
  • Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten: Durch eigenständiges Handeln und gesammelte Erfahrung entwickelt euer Kind Selbstvertrauen.

Ab wann kann man mit Montessori in der Küche starten?

Sobald euer Kind sicher gehen und stehen kann und Interesse an dem zeigt, was ihr in der Küche macht, könnt ihr eure Küche für euer Kind zugänglich gestalten. Das kann schon ab dem zweiten Lebensjahr sein. 

Sollte euer Kind schon älter sein, ist der berühmte Zug natürlich nicht abgefahren. Es ist immer der richtige Zeitpunkt, neue Impulse umzusetzen und euer Kind einzuladen, bei alltagspraktischen Tätigkeiten mitzumachen.

Mit diesen Ideen könnt ihr eure Küche Montessori-tauglich gestalten. 

3 Schritte für eine Montessori-freundliche Küche

Um eure Küche und euren Küchenalltag Montessori-tauglich zu machen, sind drei Dinge wichtig:

  1. Kindgerechte und frei zugängliche Umgebung
  2. Nutzung echter Küchenutensilien
  3. Vertrauen in euer Kind

Ein großes Stück Freiheit und Selbstbestimmung könnt ihr eurem Kind in der Küche durch Erreichbarkeit verschaffen. Das ist die Basis einer Montessori-inspirierten Küche. Eine komplett neue Einrichtung ist dafür jedoch nicht notwendig. Ihr könnt ein eigenes niedriges Regal oder Board auf Kinderhöhe einrichten, in dem ihr Teller, Schalen, Besteck und eigene kinderfreundliche Küchenutensilien arrangiert, die euer Kind jederzeit selbstständig nutzen darf

Ebenso eignet sich auch ein Kindertisch mit Stühlen, der gleichzeitig ein Ess- und Arbeitsplatz für euer Kind in der Küche sein kann, sofern dafür ausreichend Platz ist.

Eine einfache Alternative ist auch, eine Schublade oder einen niedrigen Schrank in eurer Küche für euer Kind frei zu machen, einzurichten und zu sagen: “Das ist dein Bereich.” Oder ihr platziert eine Kinderküche aus Holz in der Küche und ersetzt das Spielzeug mit echtem Geschirr, Snacks und Küchenutensilien. Je nach Modell der Spielküche könnt ihr nicht funktionale Teile wie den Spielzeugwasserhahn und -herdplatten abbauen und so Platz für reales Küchenleben schaffen.

© KCULP / Adobe Stock

Auf Kinderhöhe könnt ihr für euer Kind eine Snack- und Wasserstation einrichten: 

Stellt ein schlichtes Kännchen mit Wasser und ein Glas auf einem Tablett bereit und ladet euer Kind ein, sich mit Wasser selbst zu versorgen. Viele Eltern stellen dann fest, dass selbst kleine Trinkmuffel öfter zum Glas greifen. Viele Familien lieben auch größere Wasserspender mit Zapfhahn. Für Wasser, das mal daneben geht, legt ihr ein Geschirrtuch daneben. 

Gleiches gilt für kleine Snacks: Habt eine kleine Auswahl gesunder Snacks wie Brot, Obst oder Knabbereien, Teller und Schälchen für euer Kind in erreichbarer Höhe, an der es sich selbst bedienen kann.

Beim Thema Geschirr fragen sich viele Eltern: Echtes Glas oder Keramik – oder nicht besser bruchsicheres Plastikgeschirr? 

Damit Kinder den vorsichtigen Umgang mit zerbrechlichem Geschirr lernen können, ist die Montessori-Antwort auf diese Frage: Echtes Geschirr. Damit zeigt ihr eurem Kind nicht nur, dass ihr ihm vertraut, sondern helft ihm auch, natürliche Konsequenzen zu verstehen: Ein Teller kann zerbrechen, wenn ich ihn auf den Boden fallen lasse. Vielleicht werdet ihr sogar erstaunt sein, wie umsichtig und kompetent euer Kind mit Zerbrechlichem umgeht – wenn ihr es lasst.

Das Kinderbesteck, Servietten und Snacks könnt ihr für euer Kind sichtbar und einladend in Körben bereitstellen.

Um euch in der Küche beim Schnippeln, Kochen und Abspülen zusehen und mitmachen zu können, braucht euer Kind auch freien Zugang nach oben. Mit einem Lernturm kann euer Kind selbstbestimmt und sicher auf eure Arbeitshöhe gelangen. Anders als auf einem wackeligen Hocker steht euer Kind darin sicher und stabil. So kann es sich komplett auf das konzentrieren, was auf der Arbeitsplatte passiert, ohne sich festhalten oder aufpassen zu müssen.

5 Montessori-taugliche Aktivitäten in der Küche

Lernen passiert durch: Beobachten, Nachahmen und Selbstmachen. Wenn ihr euer Kind an eine neue Tätigkeit heranführen möchtet, lasst es zunächst zusehen. Macht es bewusst langsam und beobachtet euer Kind dabei, wie es euch beobachtet. Versucht, nicht zu viel mit Worten zu erklären. Besonders für Kleinkinder ist es kognitiv sehr fordernd, zuzusehen und gleichzeitig Sprache zu verarbeiten. Gebt Hilfestellung, wenn es notwendig ist und lasst euer Kind ausprobieren und Erfahrungen sammeln.

Hier sind fünf Aktivitäten, die ihr in eurer Küche mit kleinen Kindern ausprobieren könnt. Bewusst verzichten wir auf Altersangaben, denn jedes Kind ist anders. Probiert es einfach aus. Und vor allem: Traut eurem Kind ruhig etwas zu.

1. Tisch decken

Eine sehr schöne Aufgabe schon für die Kleinsten ist das Tischdecken. Mit dem Platzset kann euer Kind Teller, Besteck und Gläser sicher an seinem Platz anordnen. Anfangs noch für sich selbst, später vielleicht für die ganze Familie.

2. Snackteller zubereiten

In einem Korb liegen eine Banane, ein paar Trauben und eine Mandarine. Das Kindermesser liegt bereit und eine Schale ebenso. Euer Kind kann Obst abzupfen, schälen, in kleine Stücke teilen und auf einen Teller legen.

Für die allerersten Schneideversuche von Kleinkindern nutzen viele Familien gern Zerteiler bzw. Holzmesser wie aus diesem Kindermesser-Set. Damit lassen sich zum Beispiel weiche Bananen, Brot oder gekochte Kartoffeln zerteilen und Bewegungsabläufe üben, ohne dass Verletzungsgefahr besteht. 

Wollt ihr den Snackteller mit Nüssen anreichern, hat euer Kind sicher großen Spaß mit einem Nussknackerzum Schrauben. Die Schalen von Walnüssen und Co. kann euer Kind selbstständig in den Mülleimer werfen. 

Habt ihr Brot für euer Kind zugänglich, könnt ihr es mit einem (stumpfen) Buttermesser und einem leckeren Aufstrich einladen, sich selbst ein Brot zu schmieren. 

3. Boden säubern

Heruntergefallene Nussschalen, Krümel und Co. kann euer Kind mit einem Handfeger und Kehrschaufel auffegen. Dafür gibt es Putzutensilien in Kindergröße. Alternativ tun es auch einfache Handfeger mit Schaufel bzw. Kehrblech sowie ein weiches Putztuch aus dem Drogeriemarkt eures Vertrauens. Hat euer Kind Freude am Saubermachen, könnt ihr daraus auch eine bewusste Aktivität machen und Reis oder Linsen auf dem Boden verteilen und euer Kind das Saubermachen üben lassen.

4. Gemüse putzen

Kinder können auch wunderbar beim Kochen helfen und Gemüse vorbereiten. Mit einer Gemüsebürste können sie Karotten und Champignons putzen und in eine vorbereitete Schüssel legen. Das macht Spaß und schult die Feinmotorik.

5. Obst oder Gemüse schneiden

Dann geht es ans Gemüseschneiden. Wie lernen Kinder den sicheren Umgang mit Messern? – Durch den Umgang mit Messern. Natürlich unter eurer Aufsicht und Anleitung. Mit einem Set aus Kindermessern könnt ihr euer Kind achtsam an das Schneiden heranführen. 

Viele Montessori-Expert:innen empfehlen auch Wellenschneider, die bereits Kleinkinder ab 18 Monaten gut festhalten können. Damit können sie zum Beispiel Erdbeeren, Gurken oder Kartoffeln schneiden. Dabei gilt natürlich: Scharfe Schneidegeräte sollten immer unter eurer Aufsicht genutzt werden.

Echtes Küchengefühl obendrauf gibt eine Kochschürze. Diese kann auch zum Basteln gute Dienste leisten und ein liebevolles Ostergeschenk für Kinder sein.

Mehr Inspiration, viele lebensnahe Tipps und kindgerechte Rezepte liefert das Buch “Montessori in der Küche” von der Montessori-Pädagogin und Mama Julia Peneder. 

Extra-Tipp: Setzt schöne Akzente für euer Kind

Es ist fast schon banal, aber nicht zu unterschätzen: Schönheit. Wir alle lieben eine schöne Umgebung – natürlich auch euer Kind. Achtet darauf, dass der Küchenbereich eures Kindes übersichtlich und sauber bleibt und setzt schöne Akzente. Mit Blumen, zum Beispiel. Schmückt die Arbeitsfläche mit einer kleinen Vase mit Blümchen. Oder schenkt eurem Kind eine Pflanze, für die es mit einer Mini-Sprühflasche oder Gießkännchen selbst sorgen darf. 

Eine Basilikum- oder eine andere Küchenkräuterpflanze lädt auch zum Probieren ein und kann für euer Kind eine schöne kleine Aufgabe in der Küche sein: “Füllst du uns ein Schälchen mit Basilikumblättern fürs Mittagessen?”

Montessori in der Küche: Ganz oder gar nicht?

Ihr müsst eure Küche nicht zu 100 Prozent Montessori-konform gestalten. Manchmal darf es auch ein bisschen sein. Denn schon erstaunlich kleine Dinge können eurem Kind das Gefühl von “Wow, ich kann das” geben und ihr tastet euch langsam heran. Über allem steht ohnehin eure Haltung. Denn durch euer Vertrauen entwickelt euer Kind Selbstvertrauen.

Nehmt von unseren Ideen und Empfehlungen also mit, was zu euch passt. Denn jede Familie findet ihren ganz eigenen Weg. 

Mehr Inspiration und Montessori-Tipps für euch

Ihr wollt mehr über Montessori-Pädagogik wissen und braucht einfache Ideen, wie ihr sie zu Hause umsetzen könnt? 

Wir haben für euch Tipps für ein Montessori-Kinderzimmer und zeigen euch die besten Montessori-Spielzeuge für verschiedene Altersgruppen und Montessori-Aktivitäten für eine bessere Feinmotorik. 

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